Eine Ethische Grundhaltung bildet die Basis für menschliches Entscheiden und Handeln im ethischen Kontext. Im Laufe der Geschichte hat sich die ethische Grundhaltung geistig ständig weiterentwickelt und verändert. Verschiedene philosophische, religiöse und kulturelle Strömungen haben Einfluss auf die Vorstellungen von richtigem und falschem Handeln sowie die moralischen Werte und Prinzipien ausgeübt und beeinflusst.
In der Antike, insbesondere im antiken Griechenland, begründeten Philosophen wie Sokrates, Platon und Aristoteles die Tugendethik. Für sie bestand die ethische Grundhaltung darin, moralische Tugenden zu entwickeln und ein tugendhaftes Leben zu führen. Tugenden wie Tapferkeit, Gerechtigkeit, Weisheit und Mäßigung wurden als wesentliche Bestandteile eines guten Lebens angesehen. Die Philosophen suchten nach universellen Prinzipien, die für alle Menschen gleichermaßen gültig sein können. Mit dem Aufkommen des Christentums im Mittelalter veränderte sich die ethische Grundhaltung stark. Die christliche Ethik basierte auf religiösen Lehren und Prinzipien, die von der Kirche vermittelt wurden. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten, die Nächstenliebe und die Einhaltung der göttlichen Gebote waren zentrale Elemente der ethischen Grundhaltung. Der Glaube an eine höhere Autorität und das Streben nach Erlösung beeinflussten das moralische Verhalten der Gläubigen.
In der Neuzeit, insbesondere im Zeitalter der Aufklärung und des wissenschaftlichen Fortschritts, entstanden neue philosophische Ansätze und Denkweisen. Diese Epoche, die vom 17. bis zum 18. Jahrhundert dauerte, war durch eine verstärkte Betonung der Vernunft, der Wissenschaft und der individuellen Freiheit gekennzeichnet. In dieser Zeit wurden Autorität und traditionelle Glaubenssysteme in Frage gestellt. Die Menschen begannen, die Welt rational zu erforschen und rationale Argumente als Grundlage für Wissen und Entscheidungen anzuerkennen. Fortschritte in Wissenschaft und Technik führten in der Philosophie zu einem wachsenden Vertrauen in die Fähigkeiten der menschlichen Vernunft. Diese Entwicklung wirkte sich unmittelbar auf die ethische Grundhaltung aus, und die philosophischen Ansätze zur Ethik konzentrierten sich zunehmend auf die Vernunft und die aus der Vernunft ableitbaren universellen Prinzipien. Der Philosoph Immanuel Kant begründete die deontologische Ethik, in der die moralische Richtigkeit von Handlungen unabhängig von ihren Folgen betrachtet wurde. Diese Ethik (auch Pflichtenethik genannt) betonte die Notwendigkeit, Handlungen nach moralischen Prinzipien und Pflichten auszuführen, anstatt sich ausschließlich auf die erwarteten Ergebnisse zu konzentrieren. Darüber hinaus wurden im Zeitalter der Aufklärung Ideale wie individuelle Freiheit, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit zunehmend anerkannt und diskutiert. Die ethische Grundhaltung der Moderne spiegelte somit auch den Wunsch wider, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf rationalen Prinzipien und moralischen Werten beruht. Jeremy Bentham und John Stuart Mill begründeten in dieser Zeit den Utilitarismus. Für sie bestand die ethische Grundhaltung darin, das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen anzustreben. Die moralische Bewertung einer Handlung hing von den zu erwartenden Konsequenzen ab.
In der heutigen Zeit umfasst die ethische Grundhaltung eine Kombination verschiedener Ansätze und Wertesysteme. Sie basiert häufig auf individuellen Überzeugungen, Vernunft, Mitgefühl, Freiheit und Gerechtigkeit. Moderne Ethik bezieht sich zunehmend auch auf globale Fragen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und interkulturellen Dialog. Sie berücksichtigt die Vielfalt ethischer Perspektiven und strebt einen ausgewogenen Ansatz an, der den individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung trägt.
Siehe auch: Ethos; Ethische Bildung, Ethische Positionen, Werte